Wer steckt in Zukunft die Festspielkarten ein ? Der aktuelle Stand am 14.12.11.

14.12.11. Die Süddeutsche Zeitung hat nachgefragt – und heute interessante Antworten veröffentlicht:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/streit-um-bayreuth-karten-das-ende-der-dgb-festspiele-1.1234118

Zitat: „In der nächsten Saison wird es keine Vorstellung ausschließlich für Gewerkschafter mehr geben … Dass der Hügel davon nun abrückt, ist für DGB-Chef Jena Anlass für „Verwunderung und Bedauern“.

Andererseits konnte es natürlich auch Jena und dessen Vorgänger, dem enthusiastischen Wagnerianer Fritz Schösser, nicht entgangen sein, was das zum Teil für seltsame Gewerkschafter gewesen sein sollen, die sich für die Götterdämmerung interessierten.

Man musste an den für die Gewerkschaft reservierten Tagen nur auf dem Parkplatz hinterm Festspielhaus auf die Nummernschilder schauen, um sich darüber zu wundern, wie viele bayerische Betriebsräte angeblich Erstwohnsitze in Hamburg und Düsseldorf angemeldet haben.“

Wie tapfer ! Den Gewerkschaften ihr letztes Kontingent wegzunehmen, ist nicht besonders schwer. Da gibt es noch ganz andere Widerstände, die aber diesmal gar nicht erwähnt werden.

Zitat: „Die Hofer Staatsanwaltschaft,   bestätigt der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Schmitt, ermittelt seit vier Monaten wegen des Verdachtes der Untreue am Grünen Hügel. Es geht um die fragwürdige Kartenvergabe, es geht um Freikarten und Kartenkontingente an Reiseveranstalter, die mit überteuerten Tickets einen finanziellen Vorteil an einem staatlich hochsubventionierten Haus erlangt haben könnten.

Das Ermittlungsverfahren richtet sich weiterhin gegen Unbekannt, erst kürzlich habe die Hofer Staatsanwaltschaft „neue Ordner“ vom Grünen Hügel bekommen, sagt Staatsanwalt Schmitt.“

Immer noch „gegen Unbekannt“ ? Wer zuständig und verantwortlich ist, lässt sich  leicht feststellen. Hat man noch nicht einmal die Festspielleitung befragt, was sie über die Kartenverteilung  wusste?

Zitat: „Peter Emmerich, Sprecher der Festspiele, sagt, es werde künftig „kein einziger Reiseveranstalter mehr mit festen Kontingenten bedient“. Diese hatten mit ihren sündhaft überteuerten Arrangements – eine Karte mit Hotel-Bademantel, Schampus und Chichi für einen vierstelligen Betrag – besonders den Argwohn der Rechnungshöfe und der Staatsanwaltschaft auf sich gezogen. Wäre dem so, dann wäre auch das eine Zäsur.

Ob der Hügel diesen historischen Karten-Stopp aber tatsächlich schon 2012 wird durchsetzen können, daran hegt Verwaltungsratschef Schmid ernste Zweifel: „Es gibt feste Verträge“, sagt er, „das ist momentan eine Sache für Juristen.“

Toni Schmid, Leiter des Verwaltungsrats, ist schon lange  am Hügel aktiv und mit den entscheidenden Vorgängen bestens vertraut oder hat sogar daran mitgewirkt. Die  dubiose Kartenverteilung wird schon seit vielen Jahren kritisiert und ist den Beteiligten bestens bekannt. Bewegt hat sich in einem längeren Zeitraum trotzdem nichts.

Will man auch jetzt noch Zeit gewinnen, durch ein langsames, zögerliches Tempo ?

Toni Schmid ist Ministerialdirigent im Münchner Kunstministerium am Salvatorplatz.  Von dort aus braucht man nur über den Odeonsplatz zu gehen, um die Bayerische Regierung in der Staatskanzlei am Hofgarten zu erreichen. Vom Hofgarten braucht man nur eine U-Bahn-Station bis zum Justizministerium am Stachus.

Das Justizministerium ist weisungsbefugt gegenüber allen bayerischen Staatsanwaltschaften und kann die Intensität der Ermittlungen beeiflussen. Es ist naheliegend, dass Gespräche zwischen den Beteiligten stattfinden, um die Probleme auf kleiner Flamme zu halten und sich selbst zu schonen. Eine gründliche Aufklärung der Zusammenhänge ist dabei nicht wünschenswert für jeden.

Ob das vereinbar ist mit schweren Verstößen gegen die Gesetzeslage, wird sich noch herausstellen. Die steuersparenden Vorschriften des Stiftungsrechts verlangen ein gemeinnütziges Handeln für die Allgemeinheit, aber nicht die exklusive Bedienung  privilegierter Gruppen, Millionäre und Luxus-Reisebüros.

Zitat: „Ob die Festspiele wegen der bisherigen Praxis der Kartenvergabe belangt werden, wird vor Weihnachten nicht geklärt sein.

Angesichts der Komplexität der Materie, sagt Staatsanwalt Schmitt, wolle man erst im Januar darüber entscheiden.“

Das geht aber erstaunlich schnell !  Für die Ermittlungen gegen den Plagiator Guttenberg hat man sich fast ein Jahr Zeit gelassen und sie dann einfach eingestellt – wegen „Geringfügigkeit“. Eine Fehlentscheidung.

Über die komplexe  Kartenverteilung am Grünen Hügel, die viel schwerwiegendere Folgen hat,  will man jedoch bereits im Januar, also schon nach fünf Monaten, entscheiden.

Zu dieser Situation gab es hier bereits vorgestern einen Bericht:

https://btpersp.wordpress.com/2011/07/22/die-seltsamen-methoden-der-staatsanwaltschaft-hof/

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