Der Garten trauert

Beim ersten Bayreuth-Besuch vor vielen Jahren stand ich an einem winterlichen Februarmorgen im Wahnfried-Garten. Unvergesslich, wie beim stillen Gedenken vor der verschneiten Grabplatte plötzlich ein Vogel in den winterkahlen Bäumen zwitscherte.

Ansonsten war alles lautlos still, ganz still.

Während der sommerlichen Festspielzeit sind zwar immer Besucher dort unterwegs, aber der Rummel hält sich in Grenzen. Im letzten August habe ich dort zufällig den kernigen Anekdoten eines örtlichen  Fremdenführers gelauscht, dessen breites Fränkisch allein schon Freude bereitete, obwohl die anderen Zuhörer  nicht alles versstanden haben.

Doch am 27.10.2010 hat der Stadtrat beschlossen, in dieser historischen Idylle einen Neubau zu errichten, in dem irrigen Wahn, damit riesige  Besuchermassen in die Stadt zu locken.

Die Absicht war gewiss ehrenwert, aber wegen eines Museums, das überwiegend  nur die Festspielbesucher interessiert, wird die leere Stadtkasse nicht voller als bisher.

Die geplanten Gesamtmaßnahmen, für einen kostspieligen und überflüssigen  Neubau im Wahnfried-Garten, sind zur Zeit (februar 2011) auf zwölf Millionen Euro veranschlagt.

Mein schonendes, leicht realisierbares Konzept lautet:
Umzug der kompletten Museumsleitung mit dem Archiv in die Altstadt.

Anschließend die Renovierung und Nutzung des freiwerdenden Siegfried-Baus.

Vollständiger Verzicht auf den zusätzlichen Neubau – also keine  Beschädigung des Wahnfried-Gartens. Außerdem die Entfernung früherer Bausünden.

Selbst wenn diese einfache Problemlösung – beispielsweise – drei Millionen Euro kosten sollte, dann ergibt sich immer noch eine Ersparnis von neun Millionen Euro.

Viel Geld, das man in sinnvollere Projekte stecken könnte.

Hierzu gehört auch der Aspekt der Amtshaftung:

Der bewusste Verzicht auf Einsparungsmöglichkeiten wäre eine Pflichtverletzung der öffentlichen Verwaltung, mit möglicherweise unangenehmen Folgen für die Verantwortlichen.

Noch ist es Zeit. Noch kann man die verschwenderische Realisierung absagen und einen kleineren Teil des gesparten Gelds  in ein frisches, attraktives Konzept für das Museum stecken.

Vorher müsste die  bequeme Museumsleitung komplett in die Altstadt umziehen und auch ihr anschwellendes Archiv mitnehmen.

Dann könnten auch die freiwerdenden, historisch wertvollen Flächen als faszinierende Gedenkstätte hergerichtet werden, mit einer stärkeren Akzentuierung des ursprünglichen Wohn-Charakters.

Stichtag für die Restaurierung sollte der Tod Wieland Wagners sein, also das Ende der familiären  Nutzung. Danach wurde das   Gebäude in ein öffentliches Museum umgewandelt.

Eine behutsame Annäherung an den Zustand, der bis zum Nutzungsende als privates Wohngebäude bestand, sollte das Ziel sein. Vor allem der Garten darf nicht bebaut werden.

Alle späteren Bausünden sollten entfernt werden. Die hässliche Bushaltstelle kann zweihundert Meter nach Osten verlegt werde. Die modernen westlichen Neubauten auf dem Nachbargrundstück passen nicht zum Ensemble und sollten hinter einem natürlichen Sichtschutz (Hecke) verschwinden. Die Privatautos der Museums-Mitarbeiter direkt am Siegfried-Bau müssen weg. Die Mülltonnen am Gärtnerhaus können ummauert werden.

Ziel ist ein von langweiligen Modernismen unbelastetes, die Vergangenheit belebendes Gesamtbild. So wie man es an der viel größeren Eremitage längst gemacht hat, wo keine architektonische Entgleisung das Auge des Besuchers stört. Selbst die Parkplätze hat man dort hinter rankendem Grün verborgen.  Noch ist Zeit, die schweren Bagger und Baukräne zu stoppen.

Ende Dezember 2011 heißt es jedoch:

„Der Wahnfried-Neubau – immer teurer, immer verschwenderischer“

https://btpersp.wordpress.com/2011/07/21/der-wahnfried-neubau-immer-teurer-immer-verschwenderischer/

Anneliese Rothenberger, Der Garten trauert:

http://www.youtube.com/watch?v=VK4wwaYYZU8

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